Falls Ihre Studierenden am Ende des Semesters eine Prüfung ablegen müssen, können Sie schon im Laufe des Semesters Möglichkeiten zur Übung anbieten. In manchen Studiengängen sind Übungen fester Teil der Module und werden von den Studierenden als „normaler“ Teil der Lehrveranstaltungen besucht. In anderen Fächern sind selbstständig oder in Lerngruppen zu bearbeitende Übungsaufgaben Teil der Fachkultur. Jedoch gibt es genügend Beispiele von Lehrveranstaltungen, in denen der erste Berührungspunkt mit der Prüfungsform in der tatsächlichen Prüfungssituation geschieht. Um Stress und Unsicherheit auf Seiten der Studierenden zu verringern und im besten Fall auch die Prüfungsergebnisse zu verbessern, lohnt es sich die Studierenden auf die Prüfung vorzubereiten.
Schriftliche Hausarbeiten
Handelt es sich bei Ihrer Lehrveranstaltung um ein Seminar, das mit einer klassischen Hausarbeit beendet wird, sollten Sie bei Ihren Studierenden erfragen, ob und welche Erfahrungen sie bereits mit der Prüfungs- und Textform gemacht haben. Abhängig von den Antworten kann es sinnvoll sein, methodische und inhaltliche Aspekte beispielhaft zu üben. Beispiele sind die Formulierung einer Fragestellung, die Herangehensweise an eine Recherche und das korrekte Zitieren. Auch wenn diese Punkte sich vom eigentlichen Inhalt Ihrer Veranstaltung entfernen, sind Ihnen Ihre Studierenden sicher dankbar für die Gelegenheit zu üben. Ähnliches ist für benotete Referate oder Präsentationen am Ende des Semesters denkbar, sofern es die Zeit erlaubt. Zu Schreibübungen bietet das Schreibzentrum des ZfW sowohl Beratung und Veranstaltungen für Studierende als auch Weiterbildungsveranstaltungen für Lehrende an (Die Veranstaltungen für Lehrende finden Sie in der Veranstaltungsübersicht unseres Hochschuldidaktischen Qualifizierungsprogramms). Ebenfalls kann ich Ihnen die neue Serie zu Hausarbeiten empfehlen, die das Schreibzentrum über die nächsten Monate veröffentlichen wird. Der erste Beitrag widmet sich dem Thema „Was ist eine Hausarbeit?“.
Klausur
Endet die Veranstaltung mit einer Klausur, können die Studierenden schon während des Semesters sowohl die Art der Prüfungsfragen kennenlernen als auch die Inhalte im Rahmen von Übungen verfestigen. Dabei muss es keine Probeklausur sein, deren Arbeitsaufwand erfahrungsgemäß erheblich sein kann. Zu den einzelnen Themen der Veranstaltung könnten Sie oder Ihre studentischen oder wissenschaftlichen Hilfskräfte zum Beispiel Online-Tests entwickeln und über Moodle zugänglich machen. (Ideen gibt es hier. Eine mögliche Plattform zur Umsetzung ist H5P, das in Moodle eingebunden ist.) Gibt es klar definierte richtige Antworten können diese voreingestellt werden. Der Korrekturaufwand entfällt. Neben klassischen Multiple- oder Single-Choice-Fragen können Sie mit Programmen wie H5P Tests mit einer Vielzahl weiterer Fragetypen erstellen. Eine Möglichkeit die Erstellung solcher Tests zumindest teilweise auszulagern ist es die Studierenden mit der Erstellung von Prüfungsaufgaben zu beauftragen. Dies kann sowohl in Einzel- als auch in Gruppenarbeit geschehen. Selbstverständlich sind diese Aufgaben nur zu Übungszwecken gedacht, Sie können zur Motivation Ihrer Studierenden aber festlegen, dass Sie von den gesammelten Aufgaben einzelne tatsächlich in der Prüfung verwenden werden – entweder eine bestimmte Zahl oder ein Anteil der Gesamtfragen der Klausur. Je öfter Sie eine solche Übung mit den Studierenden durchführen, desto größer wird der Fundus auf dessen Basis Sie Online-Tests erstellen können. Sammeln können Sie die Fragen in Moodle-Foren oder über Angebote wie frag.jetzt.
Bei klassischen Übungen können Sie in ähnlicher Weise den Korrekturaufwand verringern, indem Sie die Erarbeitungen peer to peer, also durch die Studierenden, korrigieren lassen. Sollten Sie den Studierenden eine Musterlösung zur Verfügung stellen, können Sie ihnen dennoch die Möglichkeit geben sich in Paaren zu ihrer Erarbeitung und der Musterlösung auszutauschen. Entstandene Fragen können so meistens schon durch die Studierenden selbst beantwortet werden.
Und was ist jetzt mit der Frage nach der Prüfungsrelevanz? Wenn Sie sich nach den von Ihnen festgelegten Lernzielen richten und Ihre Lehrveranstaltung nach dem Constructive Alignment aufgebaut ist, dann sollten in Ihrer Veranstaltung keine Inhalte vorkommen, die nicht prüfungsrelevant sind. Informationen zum Constructive Alignment, also der Übereinstimmung von Lernzielen, Methoden und Prüfung finden Sie hier.