Hochschuldidaktik im Semesterverlauf – Startphase

• Woher wissen Ihre Studierenden, wann sie wo zu erscheinen haben?
• Gibt es einen Moodle-Kurs, über den Informationen zur Veranstaltung gestreut werden?
• Wie kommen die Studierenden in diesen Moodle-Kurs?
• Nutzen die Studierenden das Vorlesungsverzeichnis oder sind sie mit Ihnen über andere Kanäle in Kontakt?

Während die Kommunikation am Anfang des Semesters sicher am wichtigsten ist, werden Sie das ganze Semester mit Ihren Studierenden kommunizieren – teilweise auch außerhalb der Veranstaltungstermine. Das Fundament dafür legen Sie am Anfang des Semesters, indem Sie mit Ihren Studierenden besprechen, wie s/Sie mit I/ihnen kommunizieren können. Erfahrungsgemäß können viele Nachfragen schon durch Kommunikation im Voraus verhindert werden:

• Welche Informationen sind für die Veranstaltung besonders wichtig (Ablauf, Lernziele, Zulassungsvoraussetzungen, Art und Organisation der Prüfung, etc.)?
• Gibt es Fragen, die immer wieder gestellt werden?
• Wo kommt es oft zu Unklarheiten?

Eventuell lohnt es sich, für solche Punkte die Informationen schon vorzubereiten und den Studierenden zur Verfügung zu stellen. Als Form eignen sich zum Beispiel ein PDF im Moodle-Kurs der Veranstaltung oder ein Unterkapitel auf der Website des Lehrstuhls. Wenn Fragen auftauchen, die in dem Dokument beantwortet sind, können Sie einfach darauf verweisen. Wenn Sie ein solches Dokument über mehrere Semester immer wieder erweitern, wird es zu einem wahren Nachschlagewerk zu allen organisatorischen Punkten Ihrer Veranstaltung und hilft nicht nur den Studierenden, sondern auch Ihnen und Ihren Kolleg*innen.

Jede Lehrveranstaltung sollte klar formulierte Lernziele haben. Der Vorteil solcher Lernziele ist, dass sowohl die Studierenden als auch Sie als Lehrperson wissen, was in der Lehrveranstaltung gelernt werden soll. Die Lernziele sind zum einen der Zielpunkt, auf den die Lehrveranstaltung hinarbeitet und deren Erreichung in der Prüfung am Ende getestet wird, sie können aber – heruntergebrochen – auch Orientierung für die einzelnen Termine der Veranstaltung geben.

Tipps zur Formulierung von Lernzielen finden Sie im LEHRELADEN.

Die Lernziele sollten nicht nur in der ersten Veranstaltung besprochen werden, Sie als Lehrperson sollten immer wieder auf sie Bezug nehmen. Im Sinne der transparenten Kommunikation können die Lernziele auch in einem Textfeld im Moodle-Kurs notiert oder an jedem Veranstaltungstermin auf einer Folie gezeigt werden. So werden sowohl Sie als auch Ihre Studierenden regelmäßig an die gemeinsamen Ziele erinnert.

Die Lernziele können auch als Erwartungen gesehen werden. Sie als Lehrperson geben sie zwar vor, es ist aber gleichzeitig Ihre Erwartung, dass die Studierenden am Ende des Semesters die Lernziele erreicht haben. Zugleich ist es aber auch die Erwartung der Studierenden, dass Ihre Lehre sie bei der Erreichung der Lernziele unterstützt und nicht in eine völlig andere Richtung läuft.

Haben Sie noch weitere Erwartungen an Ihre Studierenden? Vielleicht bezüglich Mitarbeit, Anwesenheit, Verhalten in der Lehrveranstaltung? Welche Leistungen müssen die Studierenden während des Semesters eventuell schon erbringen? Und in die andere Richtung: Welche Erwartungen haben die Studierenden an Sie als Lehrperson und an die Veranstaltung? Das Gespräch über solche Themen lohnt sich, damit alle von einer gemeinsamen Basis aus in das Semester starten können.

Zu dieser gemeinsamen Basis gehört auch die Abklärung von vorhandenem Vorwissen in der Veranstaltung:

• Wer sitzt da eigentlich mit Ihnen im Raum?
• Gibt es eine Grundlagenveranstaltung, die alle Teilnehmenden besucht haben?
• Ist das Wissen aus dieser Veranstaltung noch verfügbar oder müssen Sie Wiederholungen einbauen?
• Haben die Studierenden vielleicht aus anderen Fächern Wissen, dass Sie in der Veranstaltung nutzen können?
• Oder gibt es Alltagswissen, dass Ihre Inhalte mit der Lebenswelt der Studierenden verbinden könnte?

Interessant sind auch die folgenden Fragen: Sind die Studierenden freiwillig in der Veranstaltung oder ist die Teilnahme im Studiengang Pflicht? Sind die Studierenden alle aus einem Fach oder haben Sie auch Teilnehmende aus anderen Fächern in der Gruppe? Welche Motivation haben die Studierenden für die Teilnahme an Ihrer Veranstaltung? Antworten auf diese Fragen werden Sie nur in Teilen explizit erhalten. Dennoch lohnt es sich ins Gespräch zu kommen und zumindest ein Gefühl für die Gruppe zu bekommen. Fragen, die mit einer einfachen Ja/Nein-Antwort beantwortet werden können, könnten Sie in großen Gruppen sogar über Audience Response Systeme stellen und die Ergebnisse mit den Studierenden besprechen. Informationen zu den Angeboten der RUB finden Sie hier im LEHRELADEN.

Das Kennenlernen untereinander ist ein wichtiger Aspekt der ersten Veranstaltungstermine. Sie können hier die Grundlage für ein funktionierendes Semester schaffen und gleichzeitig den Studierenden vermitteln, dass auch sie Verantwortung für das Funktionieren der Veranstaltung haben und Sie als Lehrperson auch nur ein Mensch und keine Lehrmaschine sind. Dieses Verständnis füreinander wird Ihnen im späteren Verlauf des Semesters bei schwierigeren Situationen helfen und Sie auch in der Prüfungszeit unterstützen. Außerdem ist die Lehre für alle an ihr beteiligten Personen entspannter und hat einen größeren Lernerfolg, wenn die Atmosphäre stimmt. In diesem Sinne: Leinen los!