Person tippt etwas auf dem Laptop.

Ein gutes Schreibjahr 2024

Gute Vorsätze verrauchen erfahrungsgemäß häufig in den ersten Monaten des neuen Jahres. Was können Sie also tun, um 2024 nachhaltig zu einem guten Schreibjahr zu machen? Um die erste Arbeit an der Uni zu schreiben, die aufgeschobenen für den Abschluss noch notwendigen Hausarbeiten anzugehen, die Dissertation zu beginnen, halbfertige Artikel abzuschließen oder sich ganz allgemein mit dem Schreiben zu beschäftigen?
Die Schreibforscherin Helen Sword hat vier Bereiche herausgearbeitet, die für die Schreibproduktivität erfolgreicher Wissenschaftler*innen entscheidend sind (vgl. Sword 2017). Um sich selbst gute Schreibbedingungen für das neue Jahr zu schaffen, können Sie sich mit einem oder mehreren dieser Bereiche beschäftigen und sich hierbei von den folgenden Anregungen inspirieren lassen.

Schreibzeiten und Schreiborte

Zeit und Ort beeinflussen unser Schreiben. Beobachten Sie sich selbst: Wann und wo können Sie gut schreiben? Das ist vielleicht nicht Ihr Arbeitsplatz und vielleicht auch nicht ein typischer Wohlfühlort. Gibt es Orte, an denen Sie sich besonders gut konzentrieren können? Bei welchen Tätigkeiten hilft Ihnen z.B. Stille, bei welchen Nebengeräusche oder Musik? Was können Sie besser zu Hause schreiben, was in der Bibliothek, im Café, im Zug oder am Arbeitsplatz? Welche Zeiträume können Sie für das Schreiben nutzen?
Was Sie ausprobieren können:
Schreiben Sie an unterschiedlichen Orten und nach unterschiedlichen Zeitroutinen, um herauszufinden, was für Sie gut funktioniert und zu Ihrer momentanen Schreib- und Lebenssituation passt.

Setzen Sie sich z.B. für eine gewisse Zeit regelmäßige Schreibzeiten zu einer Tageszeit, zu der Sie besonders produktiv sind. Verteidigen Sie diese Zeit gegen alle Störungen von außen und von innen. Hilft Ihnen das, produktiv zu schreiben? Oder probieren Sie aus, einmal ein ganzes Wochenende nur für Ihr Schreibprojekt zu reservieren.

Malen Sie sich Ihren idealen Schreibort aus – und überlegen Sie dann, wo und wie Sie zumindest Teile dieser Arbeitsbedingungen finden oder schaffen können.

Machen Sie Pausen und nutzen Sie diese für Ausgleich!

Schreiben mit anderen

Schreiben ist auf den ersten Blick ein einsames Geschäft, weil wir allein für unseren Text verantwortlich sind. Dabei beziehen wir uns beim Schreiben an der Universität immer auf das, was andere schon geschrieben haben, und wir kommunizieren mit anderen durch unsere Texte. Um beim Schreiben produktiv zu sein und die Leser*innen unserer Texte nicht aus dem Blick zu verlieren, kann es unterstützen, eine Gemeinschaft, eine Community mit anderen Schreibenden zu finden.
Was Sie ausprobieren können:
Bauen Sie sich für das Schreibjahr 2024 eine Schreib-Community auf!

Sprechen Sie mit Mitstudierenden oder Kolleg*innen über das Schreiben. Tauschen Sie sich darüber aus, was gerade gut läuft und wo es hakt. Wahrscheinlich werden Sie feststellen, dass Sie mit vielen Schwierigkeiten nicht allein sind – weil sie Teil des Schreibprozesses sind.

Sprechen Sie mit anderen über die Ideen für Ihre Texte und Ihre noch offenen Fragen. Entwickeln und testen Sie Ihre Gedanken gemeinsam im Gespräch und üben Sie so auch, sich auf Leser*innen einzustellen.

Verabreden Sie sich mit anderen zum Schreiben und Lernen. Das muss nicht bedeuten, dass Sie gemeinsam an einer Aufgabe arbeiten; schon eine Verabredung im realen (oder virtuellen) Raum kann Verbindlichkeit, Konzentration und Motivation fördern.

Handwerkszeug

Schreiben für die Uni und an der Uni lässt sich nicht von heute auf morgen lernen, es braucht Zeit und Übung. Das gilt für Erstis genauso wie für Forschende, denn beim Schreiben lernen wir nie aus. Je sicherer wir uns bei einer Schreibaufgabe fühlen und je mehr handwerkliche Möglichkeiten wir besitzen, desto zuversichtlicher sind wir beim Schreiben. Deshalb ist es sinnvoll, immer mal bewusst etwas zur Weiterentwicklung der eigenen Schreibkompetenz zu tun.
Was Sie ausprobieren können:
Führen Sie ein akademisches Journal, in dem Sie regelmäßig über Ihr Lernen und Forschen schreiben. Verwenden Sie hierfür alle Sprachen, die Ihnen zur Verfügung stehen. So bekommen Sie immer mehr Sicherheit im Formulieren.

Besuchen Sie eine Veranstaltung zum wissenschaftlichen Schreiben, entweder in Ihrem Fach oder am Schreibzentrum (Studierende der RUB) bzw. der Research School (Promovierende und Postdocs der RUB). Hier können Sie sich gezielt mit einzelnen Themen beim Schreiben auseinandersetzen und sich mit anderen dazu austauschen.

Lesen Sie einen Text aus Ihrem Fach und analysiere Sie, wie er gemacht ist. Wie ist er strukturiert, wie wird der Fachdiskurs einbezogen, welche Formulierungen werden verwendet? Was macht den Text in Ihren Augen gut oder schlecht? Und: Was können Sie sich von diesem Text für Ihr eigenes Schreiben abschauen?

Bitten Sie eine*n Lehrenden, Ihre*n Betreuer*in oder Kolleg*innen um Feedback auf einen Textausschnitt. Dafür reichen schon 1-2 Seiten. Nehmen Sie dieses Feedback als Anregung für die Überarbeitung Ihres Texts.

Schreiben und Gefühle

Wie alle Tätigkeiten hat auch das Schreiben mit Gefühlen zu tun: es löst Gefühle aus und wird von unseren Gefühlen beeinflusst. Schwierige Gefühle bewirken, dass wir etwas eher vermeiden, positive helfen uns dranzubleiben. Es geht nicht darum, dass Schreiben immer ein Vergnügen sein muss. Viele Schreibende erleben auch Frustration im Schreibprozess, sind nervös, wenn sie einen Text abgeben, oder sind schon einmal mit einem Text gescheitert. Das gehört dazu. Je besser Sie sich und Ihre Gefühle beim Schreiben kennen, desto besser können Sie mit ihnen umgehen.
Was Sie ausprobieren können:
Machen Sie sich Ihre Gefühle dem Schreiben gegenüber bewusst; hierfür können Sie auch eine Beratung im Schreibcafé oder bei den Mitarbeiter*innen des Schreibzentrums nutzen.

Sammeln Sie bewusst positive Schreibmomente: Wann war Schreiben für Sie angenehm, befriedigend oder erfolgreich? Was können Sie tun, um solche positive Schreibmomente einzuladen und auszubauen?

Geben Sie sich selbst die Lizenz zum Lernen. Niemand kann von Anfang an wissenschaftliche Texte schreiben und es kommen auch nach dem Studium immer wieder neue Textsorten und Aufgaben dazu. Deshalb kann das Schreiben auch über Jahrzehnte spannend bleiben.
Angebote zum wissenschaftlichen Schreiben
Wenn Sie die Anregungen vertiefen und umsetzen wollen, finden Sie an der RUB zahlreiche Angebote:
Im Schreibcafé in der UB finden Sie einen Ort zum Schreiben.

In unseren Schreibgruppen für Studierende und Promovierende können Sie sich austauschen und gemeinsam schreiben. Wir unterstützen Sie auch gerne bei der Gründung einer eigenen Schreibgruppe.

Handwerkszeug zum Schreiben können Studierende in unseren Workshops erwerben und Promovierende/Postdocs in den Veranstaltungen der Research School.

Individuelle Schreibberatung bekommen Studierende spontan Mo-Fr zwischen 10-16 Uhr im Schreibcafé und alle Schreibende der RUB bei den Mitarbeiter*innen des Schreibzentrums.

Schreibworkshops und Schreibberatung speziell für die ingenieurwissenschaftlichen Fächern finden Sie bei der Schreibmaschine.
Bildnachweis: pexels | Burst

Kommentare

Hinterlassen Sie einen Kommentar

Neuigkeiten aus dem ZfW per E-Mail erhalten

Image
Ulrike Lange
Mitarbeiterin am Schreibzentrum im ZfW. Arbeitsschwerpunkte: Schreibberatung und Schreibveranstaltungen, Plagiatsprävention, Mehrsprachigkeit.

Archiv

Ältere Beiträge rund um das Thema E-Learning finden Sie im Net[t]working-Blog.
Image

RSS-Feed