Forschendes Lernen ist DER zentrale Aspekt des Leitbilds Lehre und Studium. Alle anderen Aspekte lassen sich auf ihn beziehen. Im folgenden Beitrag machen wir diese Verbindungen explizit. Es wird deutlich: Das Leitbild denkt vernetzt. Im ersten Beitrag unserer Leitbild-Serie erfahren Sie übrigens, was Forschendes Lernen an der RUB überhaupt ist und wie Sie die Methode in Lehrveranstaltungen umsetzen können. Der Autor dieses Beitrags
Michael Weckop arbeitet seit 2019 im Dezernat für Hochschulentwicklung und Strategie an der Ruhr-Universität Bochum und setzt dort u. a. Campusprojekte zur Innovationsförderung im Bereich Lehre und Transfer um. Themen dabei waren zum Beispiel Data Literacy, die Studieneingangsphase oder auch Challenge-based Learning. Er betreut daneben auch das Universitätsprogramm zum Forschenden Lernen. Innerhalb von UNIC ist er für die Kooperation mit der Stadt Bochum und die Integration von städtischen Herausforderungen in Lehre und Forschung zuständig.
Kontakt: michael.weckop@rub.de
Forschendes Lernen im Leitbild Lehre und Studium
Da die Methode des Forschenden Lernens das Leitprinzip der Lehre an der RUB ist, findet sich sehr viel von dem, was Forschendes Lernen ausmacht, im Leitbild wieder. Die entsprechenden Formulierungen aus dem Leitbild nehmen wir nachfolgend auf und erläutern, wie diese in der Lehre umgesetzt werden können.
Partnerschaftlicher Prozess
Das Forschende Lehren sieht die Rolle des*der Lehrenden entsprechend bei der Moderation und Begleitung des gemeinsamen Lern- und Forschungsprozesses der Studierenden, in den sich alle Studierenden möglichst gleichberechtigt einbringen. Um dies zu gewährleisten, müssen sich Lehrende und Studierende zunächst auf die Art der gemeinschaftlichen Kooperation, Arbeitsweise und Ergebnisse verständigen. Nur wenn dies gegeben ist, kann Gemeinschaftlichkeit im Forschenden Lernen gelingen.
Forschend zu Lernen bedeutet für die Studierenden viel Selbstständigkeit und Freiheit und auch die Möglichkeit den
Umgang mit Unsicherheit zu üben. Diese Lernform fördert kritisches Denken, wird fast immer in Teamwork realisiert und ermöglichet Interdisziplinarität. Da auch die Ergebnispräsentation zum Forschungskreislauf dazu gehört, bietet sich die Chance Wissenschaftskommunikation zu üben und Anwendungsüberlegungen anzustellen. Fragen zu einer wissenschaftsbasierten Gestaltung der Zukunft können sich anschließen.
Forschendes Lernen soll die Studierenden darauf vorbereiten, dass immer komplexer werdenden Herausforderungen weniger denn je einzelwissenschaftlich zu lösen sind. Entsprechend sollten Studierenden in forschenden Lernen Lehrveranstaltungen die Möglichkeit erhalten, gemeinsam mit Studierenden aus anderen Fächern gemeinsam an Forschungsprojekten zu arbeiten und zu lernen.
Forschendes Lernen soll dazu beitragen, dass Studierende sich als aktiven Teil einer fachlichen Gemeinschaft erleben. So sollen die Studierenden gemeinsam Wissen erarbeiten, Forschung gemeinsam planen und durchführen und gemeinsam Verantwortung für die Sicherung, Aufbereitung und Verwendung der Ergebnisse übernehmen. Anders als bei regulären Haus- und Abschlussarbeiten, die i.d.R. individuell durch eine*n einzelne*n Studierende*n angefertigt werden, geht es beim Forschenden Lernen darum, den Prozess der gemeinsamen wissenschaftlichen Wissensproduktion in den Mittelpunkt zu stellen und für die Studierenden erfahrbar zu machen.
Worum es in dieser Serie geht
In dieser Serie setzen wir uns gemeinsam mit dem Dezernat 1 und verschiedenen Akteur*innen an der RUB mit dem Leitbild Lehre und Studium auseinander.
Das Leitbild wurde in einem umfangreichen partizipativen Prozess aktualisiert und 2024 veröffentlicht. Es soll für den Lehr- und Lernalltag an unserer Universität handlungsleitend sein.
Wir gehen in dieser Serie auf einzelne Aspekte aus dem Leitbild ein, stellen Ansprechstellen und -personen vor, gehen auf Beratungs- und Weiterbildungsangebote ein und zeigen Beispiele zur praktischen Umsetzung.
Wissenschaftskommunikation / Präsentation von Wissen
Den Studierenden die Möglichkeit zu geben, ihre Forschungsergebnisse einer interessierten Öffentlichkeit zu präsentieren, ist ein Teilaspekt des Forschenden Lernens. Das Präsentieren kann dabei von eher kleineren auf Dialog ausgelegten Diskussionsformen bis hin zu großen, eventorientierten Wissenschaftsfestivals reichen, schließt aber auch die Veröffentlichung von z.B. Aufsätzen, Beiträgen oder eigener Bücher genauso mit ein wie eine Ausstellung oder die Erstellung von Videos, die online zur Verfügung gestellt werden. Die Ausgestaltung der Präsentation der Ergebnisse hängt so-wohl von den Forschungsergebnissen selber als auch von der anzusprechenden Zielgruppe ab.
Zukunft wissenschaftsbasiert zu gestalten
Durch die aktive Beteiligung z.B. in Form von Diskussionsbeiträgen, sollen die Studierenden lernen, eine (selbst-)kritische Perspektive einzunehmen, ihre kritischen Gedanken zu artikulieren und diese sichtbar zu machen. Darüber hinaus soll die Gestaltung Forschenden Lernens sie motivieren, ihren eigenen Handlungsrahmen anzupassen. Durch Forschendes Lernen neuerworbene Erfahrungen und Kompetenzen sollen die Studierenden in die Lage versetzen, auch in ihrer zukünftigen beruflichen Praxis ihr eigenes Handeln reflektieren und weiterentwickeln zu können.
Forschendes Lernen erfordert von den Studierenden Selbstständigkeit in Bezug auf einen, mehrere oder alle Schritte im Forschungsprozess – je nach Gestaltung, Umfang und Zuschnitt. Damit können Entscheidungen in Bezug auf Fragestellung, Recherche, Versuchsanordnung oder Methode sowie auf Prüfung und Darstellung der Ergebnisse in ihrer Hand liegen. Für die Lehrenden bedeutet die Selbstständigkeit der Studierenden im Forschenden Lernen, dass sie entlang des Forschungsprozesses vielfältige Lerngelegenheiten schaffen und gestalten müssen, wäh-rend sie gleichzeitig die Selbstständigkeit der Studierenden fördern.
Forschendes Lernen soll Studierenden den Freiraum geben, angeleitet einer eigenen Forschungsfrage in einem selbst gewählten Rahmen oder innerhalb von Forschungsprojekten anderer nachzugehen, d.h. sich in Forschungszusammenhänge einzuarbeiten, Fragen zu stellen, Thesen zu formulieren und diese selbstständig zu beweisen oder zu verwerfen.
Und wie setzt man Forschendes Lernen in der Lehrveranstaltung um?
Weitere Ausführung zu den aufgezählten, aber auch zu weiteren Aspekten finden sich im
Manual zum Forschenden Lernen. Hier finden sich auch Beispiele aus der RUB, wie diese konkret in der Lehre umgesetzt werden können. Weiterbildungs-, Recherche- und Inspirationsquellen haben wir Ihnen im oben genannten zweiten Beitrag zum Forschenden Lernen zusammengestellt.
Sie sind sich noch unsicher, wie Forschendes Lernen in Ihre Lehre passt? Wir beraten Sie gerne. Melden Sie sich bei
Martina Schmohr und
Michael Weckop 😊
Alle Beiträge aus dieser Serie
In dieser Serie nehmen wir das Leitbild "Lehre und Studium: Gemeinsam für die Welt von morgen" unter die Lupe. Haben Sie sich schon einmal gefragt, wie eine Vision in der Praxis umgesetzt wird? Lesen Sie gerne hier weiter:
Alle Bilder: © RUB, Marquard