Formatives Feedback in der Lehre einsetzen

Deckblatt Feedback.
Nach dem Vorlesungsende kommt die Prüfungszeit und eine Prüfung ist eine Form von Feedback zum Abschluss eines Lernprozesses. Um diese Art von Feedback soll es in diesem Beitrag aber nicht gehen, sondern um die Frage, wie Feedback lernprozessbegleitend gestaltet und in der Lehre gewinnbringend eingesetzt werden kann.

Worum geht‘s und welche Vorteile hat formatives Feedback?

Beim formativen Feedback oder formativen Assessment erhalten die Lernenden kontinuierliche Rückmeldungen zu ihrem Lernstand während ihres Lernprozesses mit dem Ziel, Verständnis- oder Wissenslücken aufzudecken und den weiteren Lernweg zu planen (Frölich-Steffen/ den Ouden 2019, 18).
Summatives Feedback bzw. Assessment bezieht sich dagegen auf Modulabschlussprüfungen. Der Vorteil hinsichtlich des formativen Feedbacks und damit verbunden der Lernprozesssteuerung liegt auf der Hand:
„Wenn sich dabei zeigt, dass Studierende wichtige Inhalte nicht verstanden haben, kann danach im Rahmen der Lehrveranstaltung nicht mehr darauf eingegangen werden, weil diese bereits zu Ende ist. Um das Problem zu vermeiden, erheben formative Tests den Kenntnisstand der Studierenden zu Beginn oder im Verlauf einer Lehrveranstaltung, sodass sowohl Studierende als auch Dozierende die Testergebnisse als Feedback nutzen können, um den weiteren Lernprozess daran anzupassen“
Schneider/ Mustafic 2015, 130

Her mit den Beispielen!

Beispiele für formative Assessments sind Gespräche, Diskussionsrunden, das Lösen von Aufgaben, das Lernportfolio oder die studentische Selbsteinschätzung genauso wie formelle Lernstandserhebungen (Tests, Probeklausuren, Lösungen von Übungsaufgaben) und moderierte Gruppendiskussionen. Classroom Assessment Techniques, kurz CATs, stellen ebenfalls eine gute Option dar, um Studierenden bereits während des Lernprozesses lernförderliches Feedback zu geben. Classroom Assessment Techniques sind einfache, zumeist wenig aufwendige formative Evaluationsmethoden, mit denen Sie als Lehrperson Informationen über die Lernprozesse der Studierenden erhalten. Formatives Feedback kann zudem gut in Moodle integriert werden. Hierfür bieten sich verschiedene Aktivitäten wie „Aufgabe“, „Test“, „Abstimmungen“ oder interaktive Elemente mit H5P an. Wenn Sie Fragen haben, wie Sie formatives Feedback in Moodle einsetzen können, können Sie sich an unser eTeam Digitalisierung wenden oder einen unserer E-Learning-Workshops besuchen.
Die in formativen Assessments enthaltene Entwicklungsperspektive können Sie als Lehrende aktiv nutzen. Wenn durch unbenotete Prüfungsleistungen der aktuelle Lern- und Kompetenzstand der Studierenden erfasst wird, können Sie das studentische Entwicklungspotential ableiten, was dem Geist der lernendenzentrierten Lehre entspricht.

Hilfreiche Fragen zur Selbstreflexion

Formatives Assessment – Fragen zur Selbstreflexion für Lehrende (vgl. Sliwka/Klopsch/Dumont (2019) S. 7)
Wie schaffe ich es, in meiner Lehrveranstaltung nicht nur „Endprodukte“ im Sinne von erfüllten Aufgaben im Blick zu haben, sondern vor allem auch die Lernprozesse?

Wie kann ich meine Feststellungen zu Lernstand und -fortschritten für die Förderung der Lernprozesse durch meine Lehrveranstaltungsgestaltung nutzen?
Angeklickt
Sie möchten mehr über Feedback im Hochschulkontext erfahren? Dann stöbern Sie auch in unserem HD-Fortbildungsprogramm, in dem fortlaufend verschiedene Workshops im Themenbereich Feedback und Evaluation angeboten werden.
Und kennen Sie eigentlich schon unseren LEHRELADEN? Hier finden Sie viele praxisorientierte Didaktik-Tipps aus dem Lehralltag.

Weiterlesen

Dainton, Nora (2018). Feedback in der Hochschullehre. Stuttgart: UTB.

Frölich-Steffen, Susanne/ den Ouden, Hendrik (2019). Hochschulprüfungen im Fokus. Vom autodidaktischen Abschauen zu didaktisch-gereifter Prüfungskompetenz. In: Frölich-Steffen, Susanne/ den Ouden, Hendrik/ Gießmann, Ursula (Hrsg.): Kompetenzorientiert prüfen und bewerten an Universitäten. Didaktische Grundannahmen, rechtliche Rahmenbedingungen und praktische Handlungsempfehlungen. Opladen: Verlag Barbara Budrich, S. 11-27.

Schneider, Michael / Mustafic, Maida (2015). Gute Hochschullehre: Eine evidenzbasierte Orientierungshilfe. Wie man Vorlesungen, Seminare und Projekte effektiv gestaltet. Berlin Heidelberg: Springer-Verlag.

Sliwka, Anne/Klopsch, Britta/Dumont, Hanna (2019): Konstruktive Unterstützung im Unterricht. Wirksamer Unterricht – Band 3. Institut für Bildungsanalysen Baden-Württemberg, Stuttgart
Bildnachweis: Canva
Kommentare

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  1. Jessica Dudde

    Vielen Dank, das ist noch einmal eine andere Perspektive auf das Feedback-Thema aus dem Schulkontext.

  2. Das formative Feedback ist eine von fünf Strategien des formativen Assessments/der formativen Evaluation. Zum formativen Assessment gehören jedoch noch vier weitere Strategien mit zahlreichen Techniken, die auch in der Erwachsenenbildung Erfolg versprechend und zum Teil niederschwellig eingesetzt werden können. Auf meiner Homepage beschreibe ich die fünf Strategien des formativen Assessments nach Dylan Wiliam & Siobhán Leahy (2015), beziehe die Überlegungen von Kate Jones (2021) ein und biete zu jeder Strategie eine Kurzzusammenfassung an: https://educerio.com/formativeevaluation/.

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Julia Philipp
Julia Philipp ist verantwortlich für den LEHRELADEN des Zentrums für Wissenschaftsdidaktik und beschäftigt sich hauptsächlich mit prüfungsdidaktischen Themen. Sie konzipiert und leitet Fortbildungen zum Thema Prüfen und zu anderen Themen rund um die Lehre, z.B. kreativen Lehr- und Lernmethoden.

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