Was ist Diskriminierung und wie gehe ich als Lehrperson damit um, wenn ich sie in meiner Lehrveranstaltung beobachte? Was kann ich tun, um bereits im Vorfeld einen diskriminierungsarmen Raum zu schaffen? Diese Fragen stellen sich viele Lehrende.
Die Autorin dieses Beitrags
Michalina Trompeta ist seit 2022 Beauftragte für Diversität und Antidiskriminierung der RUB und leitet die gleichnamige Stabsstelle. Das Leitbild Lehre hält sie für einen wichtigen Schritt Richtung diversitätssensibler und diskriminierungsarmer Lehre für alle.
Kontakt: antidiskriminierung@rub.de
Manche Diskriminierungssituationen sind eindeutig und können schnell als solche entlarvt werden. In der Lehre spielen sich aber oft subtile oder indirekte Formen der Diskriminierung ab, die gar nicht so einfach zu erkennen sind.
Entscheidend ist das Ergebnis, nicht etwa die Absicht hinter einer Handlung oder Regelung, wie Gedankenlosigkeit oder gängige Praxis. Diskriminierung kann also unbeabsichtigt passieren!
„Es gilt die Faustregel: Wenn Gleiches ungleich oder Ungleiches gleich behandelt wird, handelt es sich um Diskriminierung.“
Im Anhang der
Antidiskriminierungsrichtlinie finden Sie praktische Beispiele für Diskriminierungen, die Ihnen helfen, Situationen besser einzuschätzen.
Das neue Leitbild Lehre betont den Anspruch der Ruhr-Universität, Diskriminierung und Ausgrenzung entschlossen entgegenzutreten. Es gehört zur Fürsorgepflicht aller Dozierenden, Diskriminierung in ihren Lehrveranstaltungen zu verhindern.
Aber wie kann das konkret aussehen?
Um Diskriminierung – besonders indirekte – vorzubeugen, sollten Sie die Unterstützungsbedarfe Ihrer Studierenden kennen. Barrieren oder Beeinträchtigungen sind oft unsichtbar und vielfältig. Fragen Sie daher im Vorfeld, was benötigt wird: Vielleicht hat eine autistische Studentin Schwierigkeiten mit wechselnden Gruppenarbeiten oder ein Student muss gelegentlich sein Kleinkind mitbringen. So erhalten Sie einen Überblick und können sich rechtzeitig auf die Bedarfe einstellen.
Weitere Empfehlungen:
Stellen Sie gemeinsam Regeln des Miteinanders auf, um einen respektvollen Umgang zu gewährleisten.
Seien Sie ein Vorbild: Behandeln Sie alle Studierenden fair und begünstigen Sie niemanden.
Integrieren Sie inklusive Lehrmethoden, um eine unterstützende Lernatmosphäre zu schaffen.
Jeder Vorfall ist anders und jede Person reagiert unterschiedlich. Beobachten Sie in Ihrer Veranstaltung eine diskriminierende Aussage oder Verhaltensweise, ist es wichtig:
Schreiten Sie ein, stoppen Sie die Situation und begründen Sie die Intervention.
Trennen Sie die diskriminierenden Aussagen oder Handlungen vom Individuum (z.B. „Diese Aussage ist sexistisch“, statt „Sie sind ein Sexist“).
Ermöglichen Sie Lern- und Reflexionsmöglichkeiten, statt Personen zu verurteilen, um Abwehr und Eskalation zu vermeiden.
Wenn sich die Diskriminierung direkt auf eine Person im Raum bezieht:
Übernehmen Sie die Verantwortung, nehmen Sie die betroffene Person aus dem Fokus und sprechen Sie allgemeingültig gegen die Diskriminierung.
Machen Sie deutlich, dass Sie diskriminierende Aussagen und Verhalten nicht dulden.
Kann die Diskriminierung nicht gestoppt werden, nutzen Sie Ihr Hausrecht und verweisen Sie die diskriminierende Person des Raumes. In bedrohlichen Situationen oder bei strafrechtlich relevanten Äußerungen oder Symboliken, rufen Sie, wenn nötig, die Leitwarte und den Wachdienst hinzu.
Worum es in dieser Serie geht
In dieser Serie setzen wir uns gemeinsam mit dem Dezernat 1 und verschiedenen Akteur*innen an der RUB mit dem Leitbild Lehre und Studium auseinander.
Das Leitbild wurde in einem umfangreichen partizipativen Prozess aktualisiert und 2024 veröffentlicht. Es soll für den Lehr- und Lernalltag an unserer Universität handlungsleitend sein.
Wir gehen in dieser Serie auf einzelne Aspekte aus dem Leitbild ein, stellen Ansprechstellen und -personen vor, gehen auf Beratungs- und Weiterbildungsangebote ein und zeigen Beispiele zur praktischen Umsetzung.
… gegenüber einer betroffenen Person:
Bieten Sie Ihre Unterstützung an. Überlegen Sie gemeinsam, welche weiteren Schritte möglich sind.
Hören Sie zu, drängen Sie nicht auf Details, erkennen Sie die Erfahrung an.
Benennen Sie Beratungs- und Unterstützungsangebote. Bieten Sie an, den Kontakt herzustellen.
Respektieren Sie bei weiteren Schritten stets die Wünsche der betroffenen Person und handeln Sie nicht gegen ihren Willen.
Gehen Sie immer diskret mit dem Wissen und den Persönlichkeitsrechten von Betroffenen um.
… gegenüber einer ausübenden Person:
Suchen Sie das Gespräch und vereinbaren Sie einen Sprechstundentermin.
Reflektieren Sie gemeinsam die Situation und die getätigte Aussage.
Verdeutlichen Sie, dass die Aussage problematisch ist, nicht die Person. Nutzen Sie bei Bedarf die Unterstützung der Antidiskriminierungsstelle.
… in der Lehrveranstaltung:
Es kann sinnvoll sein, einen Diskriminierungsfall in der nächsten Sitzung aufzugreifen. Beziehen Sie sich auf das Leitbild Lehre, die Antidiskriminierungsrichtlinie und bestehende Regeln des Miteinanders. Stellen Sie, falls nötig, neue Regeln auf.
Es gibt keine perfekte Reaktion. Situationen von Diskriminierung und Gewalt sind auch für Unterstützende belastend. Achten Sie auf Ihre eigene Belastung und suchen Sie bei Bedarf selbst Unterstützung. Das gilt besonders, wenn sich die diskriminierenden Aussagen auf Merkmale beziehen, die auch Sie selbst betreffen.
In der Antidiskriminierungsstelle arbeiten wir aktuell mit Nachdruck an einer Handreichung zum Umgang mit Diskriminierung in der Lehre, die eine vertiefte Vorbereitung ermöglichen soll. Melden Sie sich bei Interesse gerne unter:
antidiskriminierung@rub.de oder schauen Sie auf unserer
Webseite vorbei.
Alle Beiträge aus dieser Serie
In dieser Serie nehmen wir das Leitbild "Lehre und Studium: Gemeinsam für die Welt von morgen" unter die Lupe. Haben Sie sich schon einmal gefragt, wie eine Vision in der Praxis umgesetzt wird? Lesen Sie gerne hier weiter: