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Ein Jahr lang haben sich die 33 ausgewählten Teilnehmer*innen des Jahresprogramms „Lehre im Kontext von Nachhaltigkeit“ aus unterschiedlichen Perspektiven mit der Stärkung von Nachhaltigkeit in der Hochschule beschäftigt. Das Programm endete nun mit einem Treffen mit ehemaligen Absolvent*innen. Anna Hans vom Projekt BNE@RUB war dabei und berichtet von ihren Erfahrungen aus einem intensiven Jahr.
Der wichtigste Schritt für einen Weg: losgehen
Als ich nach dem ersten Treffen des Jahresprogramms im Februar 2024 hier im Blog über meine Eindrücke berichtet habe, habe ich meine Vorstellung von dem, was in dem Jahr auf uns zukommt, mit „Der Weg ist das Ziel“ beschrieben. Jetzt, ein Jahr später, kann ich zurückblicken und überlegen: Wo hat mich dieser Weg hingeführt und ist ein Weg wirklich ein Ziel?
Dass die Metapher des Weges gut passt, kann ich für die ersten Anfänge des Programms auf jeden Fall so festhalten. Zuerst brauchte es den aktiven Entschluss loszugehen, in diesem Fall, sich für das Programm zu bewerben. Dieser Weg führte mich zum Beispiel direkt in unseren botanischen Garten, der als Kulisse für mein Bewerbungsvideo dienen sollte. Die Entscheidung, mich auf diesen (jetzt wieder metaphorisch gemeinten) Weg zu machen, war gar nicht so leicht: Was genau wird mich da in dem Jahr erwarten? Habe ich Chancen, in das Programm aufgenommen zu werden? Ist die Arbeit für die Bewerbung es wert? Heute kann ich sagen: Zum Glück folgte ich dem Impuls, einfach loszugehen. Damit kann ich eine Sache beschreiben, die ich in diesem Jahr auf jeden Fall gelernt und mitgenommen habe: Wenn ich etwas Neues erfahren, etwas verändern, etwas anstoßen möchte, dann ist ein wichtiger Schritt, einfach damit anzufangen.
Diese Erkenntnis habe ich besonders von unserer gemeinsamen Reise mit den Teilnehmenden des Jahresprogramms nach Lappeenranta in Finnland mitgenommen, wo wir die Lappeenranta University of Technology (LUT) besucht haben. Meine Eindrücke dieser Reise, können Sie hier im Blog nachlesen. Die Mitarbeiter*innen dort haben uns gezeigt, wie hilfreich es sein kann, einfach mal anzufangen, etwas Neues auszuprobieren, auch wenn das Konzept dahinter noch nicht perfekt und noch nicht alle Eventualitäten ausdiskutiert sind. So konnten sie ihre Hochschule in vielen Bereich in Richtung mehr Nachhaltigkeit aufstellen und sind dabei weiterhin auf dem Weg.
Ist ein Weg ein Ziel?
Zwei weitere Workshops des Jahresprogramms, die direkt vor und nach der Reise nach Finnland stattfanden, hatten eine auf den ersten Blick gar nicht so erwartbare Ausrichtung. Inhaltich ging es an den insgesamt vier Tagen in erster Linie nicht um Nachhaltigkeit, sondern darum, wie Hochschulen als Organisationen funktionieren, wie diese Strukturen für das Ziel von mehr Nachhaltigkeit genutzt werden können und was es bedeutet, die Leitung für kleine oder große Bereiche zu übernehmen. Für einige in der Gruppe - auch mich - waren das keine einfachen Themen. Darüber stand doch die Frage: Was ist für uns bei der Beschäftigung mit diesen Schwerpunkten das Ziel?
Gerade zu Beginn waren uns die nach und nach aufscheinenden Einflussmöglichkeiten, die wir alle, wenn auch auf unterschiedliche Weise, nutzen können, nicht klar. Es wurde aber immer deutlicher, dass es auch in sehr speziellen Organisationen wie einer Hochschule auslotbare Möglichkeiten gibt, die eigenen Ziele zu erreichen. Vieles wurde im Verlauf der Workshops dann auch für mich gut nachvollziehbar und handhabbar. Allerdings stellt sich rückblickend auf meinen Start im Programm die Frage: Was ist denn das Ziel, auf das ich hinarbeiten möchte, wenn der Weg das Ziel ist? Die Erkenntnis, dass ein motiviertes „Einfach-mal-losgehen“ nicht das Gegenteil von konkret zu verfolgenden Zielen sein muss, hat sich bei mir erst nach und nach entwickelt. Vielleicht gibt es einfach ein Ziel und einen Weg, der aber möglicherweise gar nicht zum Ziel führt und dennoch etwas erreicht.
Weiter auf dem Weg zu mehr Nachhaltigkeit in der Lehre
Im zunächst abschließenden Workshop des Jahresprogramms, der für alle Teilnehmenden auch unter der Überschrift „Abschied“ stand, konnten viele Fäden aus dem Jahr zusammengebracht werden, um wieder stärker auf das Thema Nachhaltigkeit zu schauen. Dazu richteten wir den Blick vor allem in die Zukunft, beziehungsweise in die Zukünfte, wie wir lernten. Im Rahmen eines 4FutureLabs der Hochschule für Gesellschaftsgestaltung Koblenz haben wir uns intensiv damit auseinandergesetzt, wie für uns wünschenswerte und erwartbare Zukünfte in Bezug auf den Bereich Hochschule aussehen und haben uns von unseren Visionen für neue Ideen inspirieren lassen.
Der Blick in die Zukunft hat dann zugleich den Abschied von der Gruppe eingeläutet, der mit dem Ende des Treffens anstand. Dabei konnten die Ideen, die während der letzten Tage erarbeitet wurden, Hoffnung geben, dass viele Wege sich auf unterschiedliche Weise noch häufiger kreuzen werden.
Zu einem Wiedersehen kam es dann für viele von uns schneller als gedacht, da die StIL kurzentschlossen noch ein weiteres Treffen, diesmal auch mit Absolvent*innen des ersten Durchgangs des Jahresprogramms, ermöglicht hat. Der Weg führte also noch weiter und nahm noch einmal neue Pfade. Neben dem Kennenlernen von neuen engagierten Menschen und Perspektiven ermöglichte das Treffen auch die Freiheit, unterschiedliche Themen rund um Nachhaltigkeit weiter zu vertiefen. So haben wir uns intensiv mit dem Bereich Emotionen in der Lehre und vor allem in Bezug auf Nachhaltigkeit beschäftigt. Der lange und rege Austausch und die vielen Facetten haben schnell deutlich gemacht, wie bedeutsam dieses Thema für alle aus ganz unterschiedlichen Gründen ist und vor allem, dass es bisher viel zu wenig Raum hatte.
Allein dieser neue Impuls macht deutlich: Für mich ist der Weg, den ich mit der Bewerbung zum Jahresprogramm begonnen habe, auf jeden Fall noch nicht zu Ende. Es gibt noch viel zu tun, um alle Akteur*innen in der Uni dabei zu unterstützen, Nachhaltigkeit stärker in Lehre und Leben auf dem Campus zu bringen. Das Wissen, dass es überall in Deutschland so viele Engagierte gibt und jetzt mit ihnen vernetzt zu sein, motiviert dazu, weiterzumachen. Und ich kann für mich als vorläufiges Fazit sagen: Der Weg bleibt ein Ziel, wichtig ist vor allem, dass er gegangen wird.
Angebote zu Nachhaltigkeit in der Lehre an der RUB:
Mit BNE@RUB, einem Projekt des ZfW gemeinsam mit dem Optionalbereich und der PSE, gibt es zahlreiche Unterstützungsmöglichkeiten bei der Integration von Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) in die Lehre. Erhalten Sie Einblicke in unterschiedliche Facetten von BNE in den Veranstaltungen der Reihe BNE konkret! , lassen Sie sich von BNE-Tutor*innen unterstützen oder fragen Sie das Planspiel Sustain 2030 oder das Klimapuzzle als Elemente für Ihre Lehre an. Weitere Informationen erhalten Sie auf hier und bei mir.
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Anna-Katharina Hans
Projektmitarbeiterin BNE@RUB
+49 234 32 29228
GAFO 04/914
anna-katharina.hans@rub.de
Zur Person
Sie möchten sich erstmal einen kurzen Überblick über das Thema BNE verschaffen? Dann schauen Sie sich den Artikel zu Bildung für nachhaltige Entwicklung in unserem Portal LEHRELADEN an.
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Anna Hans
Anna-Katharina Hans ist wissenschaftliche Mitarbeiterin im Projekt BNE@RUB und berät zu Nachhaltigkeitsthemen in Studium und Lehre.
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