Gestaltungsprinzipien für Klausuren
Grundsätzlich gilt: In Prüfungen, zum Beispiel Klausuren, haben Fangfragen, Fragen nach subjektiven Meinungen sowie erschwerende Formulierungen nichts zu suchen. Vermeiden Sie doppelte Verneinungen (für internationale Studierende genauso wie für Muttersprachler*innen). Als Fachexpert*in könnte es sein, dass Ihnen sprachliche Ungenauigkeiten oder inkonsistente Formulierungen selbst nicht mehr auffallen, bitten Sie daher Kolleg*innen, die Prüfungsaufgaben vorab auf Verständlichkeit zu überprüfen. Das erspart Ihnen gegebenenfalls während der Klausur irritierte Nachfragen Studierender.
Bei offenen Fragen/ Freitext-Aufgaben empfehlen wir, den Umfang der erwarteten Antwort grob anzugeben. Aus didaktischer Sicht ist eine Prüfung mit mehreren kürzeren Aufgaben besser als eine Prüfung mit wenigen langen Aufgaben. Bewerten Sie die Antworten anhand eines
Kriterienrasters. Das ist zwar aufwendig in der Erstellung, Sie können es jedoch wieder und wieder nutzen.
Die Konstruktion von guten Fragen im
Antwort-Wahl-Verfahren (Single Choice und Multiple Choice) ist eine Kunst für sich. Vor allem die Distraktoren, d.h. die falschen Antwortoptionen, müssen sorgfältig erstellt werden, damit sie nicht auf den ersten Blick identifiziert werden können. Dafür gilt: Alle Antwortmöglichkeiten innerhalb einer Aufgabe sollten in ihren Längen und in ihrem Schreibstil ungefähr vergleichbar sein. Prüfen Sie vorher, ob Sie unbeabsichtigte Hinweise auf die korrekte Antwortalternative geben. Und nutzen Sie keine Antwortalternativen, die sich aufeinander beziehen und daher nicht unabhängig voneinander sind. In Studien hat sich gezeigt, dass oft drei Antwortoptionen ausreichen.
Eine von mehreren Möglichkeiten ist, Szenarien/ Fälle in der Aufgabenstellung zu beschreiben. Dafür stellen Sie einen realitätsnahen, fach- bzw. berufstypischen Handlungsbezug dar (z.B. zu analysierende Untersuchungsergebnisse, eine komplexe Situation oder ein wissenschaftliches Problem). Eine weitere Möglichkeit für kompetenzorientierte Multiple Choice-Prüfungsfragen ist, die Fragenlogik umzukehren. Sie können die Prüfungsfrage so in einen Kontext einbinden. Sie würden zum Beispiel nicht fragen „Was bedeutet Paraphrasieren?“, denn die richtige Antwortoption ist schnell auswendig gelernt oder mittels Suchmaschine leicht zu finden. Stattdessen setzen Sie eine Textpassage in die Aufgabenstellung und lassen die Studierenden dann aus Antwortoptionen wählen, welche eine Paraphrase der Textpassage darstellt. Dafür müssen die Studierenden das Konzept des Paraphrasierens verstanden haben und anwenden können. Weitere Beispiele für alle weiteren Tipps finden Sie im
LEHRELADEN.
Der Zeitaufwand für die Erstellung von Prüfungen ist groß, und der Druck, wenn Sie das kurz vor dem Klausurtermin machen, erst recht. Sie können sich die Arbeit erleichtern, wenn Sie sogenannte
Aufgabenschemata verwenden. So ein Schema ist wie eine Vorlage nutzbar. Dafür muss es neutral, zeitlos und wiederverwendbar sein. Alles, was Sie brauchen, sind Ihre Lernziele auf Lernzielstufen. Nutzen Sie bereits bei deren Erstellung
Verben der äußeren Sichtbarkeit. Das bedeutet: Die studentische Handlung ist beobachtbar (was zum Beispiel bei „kennen“ oder „wissen“ nicht der Fall ist, bei „vergleichen“ oder „analysieren“ schon). Die in den Lernzielen verwendeten Verben können Sie für die Aufgaben-Vorlagen übernehmen. Auch für die Erstellung von
Bewertungskriterien können Sie diese Verben nutzen.