Gemeinsam für die Qualität von Morgen

Blick auf das Audimax der Ruhr-Universität Bochum, bunte Stiefmüttechen sind im Vordergrund zu sehen.
Qualitätsmanagement, das klingt technisch und bürokratisch. Das echte Leben, die echte Lehre spielen woanders. Doch so ist das nicht, zumindest nicht an der Ruhr-Universität. Was passiert da eigentlich im Qualitätsmanagement und was hat das mit unserem Leitbild zu tun? Zäumen wir das Pferd von hinten auf.
Der Autor dieses Beitrags
Dr. Frank Wissing
Frank Wissing ist Leiter der Abteilung „Lehre, Informations- und Qualitätsmanagement“ im Dezernat für Hochschulentwicklung und Strategie an der Ruhr-Universität Bochum. Er studierte Sozialwissenschaft mit dem Schwerpunkt Arbeit, Organisation und Personal und promovierte über Qualitätsmanagement in Krankenhäusern.
„Ich kann mich noch sehr genau an den Prozess zur Entwicklung des Leitbildes erinnern, wir haben ihn bei uns im Dezernat koordiniert. Die Diskussionen, die dazu z.B. am Teaching Innovation Day dazu geführt wurden, waren stark vom Geist des späteren Leitbildes geprägt, da war viel Augenhöhe, da haben alle Beteiligten gemeinsam gearbeitet. Und auch nachdem ein erster Entwurf stand, ist er einer sehr breiten Hochschulöffentlichkeit zur Diskussion gestellt worden. Wir sind dabei technisch neue Wege gegangen, das hat das Leitbild noch einmal geschärft. Ich finde, das Leitbild passt sehr gut zu uns.“
Frank Wissing

Alle drei Jahre: Spannende Woche

Montagmorgen, 16 Mitglieder der Universitätskommission für Lehre (UKL), deren Vertretungen, die Prorektorin für Lehre und ein Team aus dem Dezernat für Hochschulentwicklung und Strategie haben eine spannende Woche vor sich. Es ist vermutlich eine der anstrengendsten Wochen des Jahres. Sie werden von nun an bis Freitagabend in enger Taktung die Lehre an 21 Fakultäten und vier Zentralen Wissenschaftlichen Einrichtungen (ZWE) unter die Lupe nehmen, eine nach der anderen. Gemeinsam! Gemeinsam bedeutet: Gemeinsam innerhalb der UKL mit ihren verschiedenen Statusgruppen und gemeinsam mit den Fakultäten und ZWE, die ihrerseits studentische Vertretungen mitgebracht haben. Datenbasierter Entwicklungsdialog nennen wir das.
„Das Ganze trägt den unspektakulären Namen „Lehrberichterstattung“ – Understatement, typisch RUB.“
Die UKL identifiziert herausragende Lehre, innovative Ideen und Lösungen sowie erfolgreiche Formate in den Fakultäten und 200 Studiengängen der RUB. In dieser Woche werden diese positiven Erkenntnisse direkt in den Transfer gebracht und gewürdigt. Da kann es morgens im Gespräch eine gute Idee zur Internationalisierung der Lehre im Maschinenbau geben, die der Fakultät für Sozialwissenschaft am Nachmittag zur Nachahmung empfohlen wird. Alle Eindrücke und Diskussionen sind ja frisch in dieser inspirierenden Woche. Es werden aber auch Finger in Wunden gelegt. Die Stimmung ist kollegial, Probleme kommen in den meisten Gesprächen offen auf den Tisch. Hitzig wird es selten.
Es werden Lösungsansätze diskutiert, es wird reflektiert, was andere Fakultäten berichtet haben und die UKL spricht Empfehlungen aus. Und weil Verbindlichkeit wichtig ist, bleibt es nicht dabei. In den Wochen nach dieser intensiven Gesamtschau der Lehre an der RUB entsteht ein umfassender Abschlussbericht, der Transparenz herstellt. Dieser Bericht ermöglicht es allen Mitgliedern der RUB nachzulesen, was diskutiert und empfohlen worden ist. Nachdem Senat und Hochschulrat ihn zur Kenntnis genommen haben, bildet sie die Grundlage der Perspektivvereinbarungen zwischen Fakultäten/ZWE und dem Rektorat.
Entscheidend ist das Ergebnis, nicht etwa die Absicht hinter einer Handlung oder Regelung, wie Gedankenlosigkeit oder gängige Praxis. Diskriminierung kann also unbeabsichtigt passieren!
Weitere Empfehlungen:
Worum es in dieser Serie geht

In dieser Serie setzen wir uns gemeinsam mit dem Dezernat 1 und verschiedenen Akteur*innen an der RUB mit dem Leitbild Lehre und Studium auseinander.

Das Leitbild wurde in einem umfangreichen partizipativen Prozess aktualisiert und 2024 veröffentlicht. Es soll für den Lehr- und Lernalltag an unserer Universität handlungsleitend sein.

Wir gehen in dieser Serie auf einzelne Aspekte aus dem Leitbild ein, stellen Ansprechstellen und -personen vor, gehen auf Beratungs- und Weiterbildungsangebote ein und zeigen Beispiele zur praktischen Umsetzung.

Deckblatt des "Leitbilds Lehre und Studium: Gemeinsam für die Welt von Morgen."

Hinter den Kulissen: Gemeinsam verantwortlich für Studium und Lehre

Das Ganze trägt den unspektakulären Namen „Lehrberichterstattung“ – Understatement, typisch RUB. Die Lehrberichterstattung ist der Kern des Qualitätsmanagements an der RUB. In den Monaten und Jahren vor dieser Woche passiert allerdings viel. In Studierenden- und Absolvent*innenbefragungen werden Daten erhoben, sie werden zu Datenreporten, gemeinsam mit Statistischen Faktendaten, wie z.B. Absolvent*innenquoten, verdichtet. Die RUB ist hier auf der Höhe der Zeit, nutzt neueste Methoden und automatisiert die Reporterstellung. Das alles passiert im Hintergrund, hier ist die Abteilung für Lehre, Informations- und Qualitätsmanagement (Dezernat Hochschulentwicklung und Strategie) verantwortlich. Sie koordiniert auch den Gesamtprozess administrativ. Auf Basis des Datenreports und auf der Basis eines jedes Mal leicht angepassten Fragenrasters mit 5 bis 7 Leitfragen geht es dann in die besagte Woche. Ein bisschen Vergleichbarkeit, Technik und Kontrolle braucht es dann doch.

Das Leitbild

Und was hat das alles mit dem Leitbild zu tun? Zunächst einmal sehen wir schon im Prozess die gemeinsame Verantwortung für Lehre und Studium, bis hinein in die Verwaltung. Das ist offensichtlich und zeigt, dass wir es ernst meinen mit unserem Leitbild: „Gemeinsam für die Welt von Morgen“. Hier entwickeln wir an der RUB Lehre und Studium in einem gemeinsamen Prozess. Aspekte des Leitbildes, wie das forschende Lernen, Internationalisierung, Digitalisierung, Vielfalt und Nachhaltigkeit und die damit verbundenen Werte sind Themen der Lehrberichterstattung. Häufig sind auch genau das die Transferthemen zwischen den Fakultäten. In jedem Fall sind sie Gegenstand der Datenerhebungen und damit der Datenreporte, die den Fakultäten und ZWE als Basis für ihre Berichterstattung dienen.
Schon gewusst?
Das Hochschulgesetz verlangt von den Hochschulen die Durchführung von Qualitätssicherung durch Akkreditierung und Evaluation. Allerdings lässt es dabei auch Spielräume, die die Hochschulen nutzen können. Das konkrete Verfahren regeln Hochschulen in eigenen Ordnungen. Die RUB hat dabei das Instrument der Lehrberichterstattung über insgesamt neun Runden immer weiterentwickelt. Fokus: Ein dialogorientiertes, datenbasierten und möglichst unbürokratisches Verfahren.
Hilfreiche Links
Titelbild: © RUB, Marquard
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