Internationalisation at Home: Virtual Exchange an der RUB

Blick auf das Audimax der Ruhr-Universität Bochum, bunte Stiefmüttechen sind im Vordergrund zu sehen.
Virtual Exchange, oder Collaborative Online International Learning, ist eine von Lehrenden für Studierende ihres eigenen Faches gestaltete, an den spezifischen fachlichen Lernzielen orientierte Lerneinheit, die Internationalisierung zu Hause – Internationalisation at Home – realisiert. Interkulturelle Erfahrungen werden so ins Fachstudium integriert. Wie Lehrende dabei vorgehen können, und was Virtual Exchange so besonders macht im Gegensatz zu Online-Veranstaltungen, bei denen einzelne internationale Studierende ‚mithören‘ können, erfahren Sie hier!
Die Autorin dieses Beitrags
Dr. Astrid Tan koordiniert das hochschuldidaktische Teilprojekt der Europäischen Universität UNIC für das ZfW. Sie entwickelt in kollegialer Zusammenarbeit mit den internationalen Projektpartner*innen Fortbildungen für Lehrende zum Thema 'Virtual Exchange' und ist an der Durchführung und Implementierung der Veranstaltungen für ein internationales Publikum maßgeblich beteiligt. Astrid Tan organisiert in diesem Rahmen ebenso die kollaborative Entwicklung von (digitalen) Materialien für Lehrende zum Thema 'Interkulturelle Lehre', wie zum Beispiel das UNIC Handbook on Physical and Virtual Mobility.

Virtual Exchange

Virtual Exchange verbindet die Fachlehre mit interkulturellem Austausch im regulären Curriculum. Dies geschieht durch eine Lehrkooperation: Zwei (oder mehr) Lehrende aus verschiedenen Ländern planen und gestalten gemeinsam eine Lerneinheit für ihre jeweiligen Studierenden, während der diese in kleinen, international gemischten Gruppen online zusammenarbeiten. So eine Lerneinheit dauert in der Regel etwa sechs Wochen. Ausgangspunkt sind dabei meistens bereits existierende Veranstaltungen in beiden Ländern, die im Curriculum der betreffenden Studiengänge verankert sind und für einen bestimmten Zeitraum über eine virtuelle Aktivität verbunden werden (SUNY COIL Centre 2011).
„Wir schätzen internationale Erfahrungen und interkulturelle Kompetenzen als unabdingbare Bestandteile universitären Lehrens und Lernens im 21. Jahrhundert.“
Leitbild Lehre
Wie können Lehrende dabei vorgehen? Zuallererst ist zu analysieren, für welche Veranstaltungen sich ein internationaler Austausch mit Kleingruppenarbeit überhaupt eignet. Große Vorlesungen sind sicherlich nicht die beste Wahl, besser geeignet sind Seminare mit maximal 50 Teilnehmenden, in denen die jeweiligen Lehrenden auch etwas Gestaltungsfreiheit haben.
Lehrpersonen können sich außerdem fragen:
Welches Thema eignet sich besonders für einen internationalen Austausch?

Gibt es eine Komponente meines Kurses, die aufgewertet würde, wenn die Studierenden diese mit internationalen Peers aus einer anderen kulturellen Umgebung diskutieren könnten?

Würden mehrere oder unterschiedliche kulturelle Perspektiven auf das Thema das Verständnis der Studierenden für den Kursinhalt verbessern?

Welche(s) Lernziel(e) verfolge ich bereits in meinem Kurs (oder könnte ich entwickeln), die einen interkulturellen Aspekt beinhalten?
(in Anlehnung an SUNY COIL Centre 2011, 6)
Im zweiten Schritt steht die Suche nach geeigneten Lehrpartner*innen, die mit einem passenden Kurs entsprechende Partnerstudierende mitbringen würden. Diese können über bereits bestehende Netzwerke gefunden werden, zum Beispiel Forschungsgruppen oder Fachverbände, oder die Netzwerke der RUB, zum Beispiel die Europäische Hochschulallianz UNIC oder das Worldwide University Network (WUN).
„Die Vermittlung und der Erwerb von internationalen Erfahrungen und interkulturellen Kompetenzen sind feste Bestandteile von Lehre und Studium an der RUB. […] Durch den Ausbau virtueller und hybrider internationaler Lehrangebote erweitern wir die Möglichkeiten, Internationalisierungserfahrungen auf dem Bochumer Campus zu erwerben.“
Leitbild Lehre
UNIC unterstützt mit dem UNIC Virtual Campus die Partnersuche, indem mittels ORCID gemeinsame Themen identifiziert und passende Personen vorgeschlagen werden. Gleichzeitig können über das RUB UNIC Team Partnersuchanfragen versendet werden.
Eine schöne Möglichkeit für Lehrende, andere Lehrende kennenzulernen, sind die UNIC InterTeach Workshops, an denen Lehrende aus ganz Europa online teilnehmen und gemeinsam ihre professionelle Lehrkompetenz entwickeln.
Worum es in dieser Serie geht

In dieser Serie setzen wir uns gemeinsam mit dem Dezernat 1 und verschiedenen Akteur*innen an der RUB mit dem Leitbild Lehre und Studium auseinander.

Das Leitbild wurde in einem umfangreichen partizipativen Prozess aktualisiert und 2024 veröffentlicht. Es soll für den Lehr- und Lernalltag an unserer Universität handlungsleitend sein.

Wir gehen in dieser Serie auf einzelne Aspekte aus dem Leitbild ein, stellen Ansprechstellen und -personen vor, gehen auf Beratungs- und Weiterbildungsangebote ein und zeigen Beispiele zur praktischen Umsetzung.

Deckblatt des "Leitbilds Lehre und Studium: Gemeinsam für die Welt von Morgen."

Kooperative Lehrplanung

Haben die Lehrpartner*innen sich gefunden, beginnt die gemeinsame Planung der Lerneinheit. Für diese Abstimmungen hat das UNIC Centre for Teaching and Learning Checklisten entwickelt, die auch außerhalb von UNIC hilfreich sein können (siehe UNIC Handbook on Physical and Virtual Mobility).
Methodisch wird in einem Virtual Exchange oft eine Abfolge von komplexer werdenden Aufgaben für die internationale Zusammenarbeit der Studierenden empfohlen, die die Gruppenprozesse stützt und den interkulturellen Austausch in den Kleingruppen anregen sollen. Lernziele auf niedrigeren Taxonomiestufen werden anfangs in Informationsaustausch- und Get-to-know-Aufgaben erreicht, Lernziele auf höheren Taxonomiestufen können durch Vergleichs- und Analyseaufgaben sowie kollaborative Aufgaben für die international gemischten Teams adressiert werden (O’Dowd & Waire 2009, 179).
Zusammengefasst:
Ein Virtual Exchange beinhaltet immer eine Zusammenarbeit der Studierenden in einem virtuellen internationalen Team über einen bestimmten Zeitraum (meist 4-6 Wochen), in dem an einer gemeinsamen Aufgabe gearbeitet und ein gemeinsames Produkt gestaltet wird. Dialog und Austausch mit den Peers über die Fachinhalte steht im Zentrum.
Wichtig ist, dass das interkulturelle Lernen der Studierenden sich auch in den Lernzielen für den Virtual Exchange wiederfindet, und die Lehrenden die Prozesse der Studierenden beratend begleiten und Raum für Austausch in der lokal homogenen Gruppe geben. Konkrete praktische Möglichkeiten der Umsetzung von diesem sog. Mentoring gibt die Handreichung von Gutiérrez et al. 2021.
An der RUB gibt es bereits zahlreiche Beispiele für Virtual Exchange: Lesen Sie über ein Projekt von Dr. Maria Polyakova (Maschinenbau) bei RUB News, stöbern Sie in den RUB Lehrmustern, oder laden Sie unser UNIC Handbook on Physical and Virtual Mobility herunter, in dem viele Praxisbeispiele aus der Allianz beschrieben werden.

Zentrale Gestaltungsmerkmale von Virtual Exchange

Alle Studierenden des jeweiligen Seminars nehmen am Virtual Exchange teil, da dieser ein Teil der regulären Veranstaltung und damit eingebettet ins reguläre Curriculum ist.

Internationale Durchmischung der Kleingruppen, die Dialog und Austausch auf Augenhöhe ermöglichen.

Eine Sequenz aus komplexer werdenden Aufgaben, die mit einer kollaborativen Aufgabe abschließen, die die Kleingruppen selbstständig erarbeiten.

Begleitung der internationalen Erfahrungen und des interkulturellen Lernens der Studierenden durch die Lehrenden mithilfe von ‚Mentoring‘.

Strukturierte Lernaktivität, die von den Lehrenden didaktisch gestaltet wird und eng mit dem fachlichen Inhalt verknüpft ist.
Unterstützungsangebote für Virtual Exchange
Virtual Exchange wird durch verschiedene Maßnahmen an unserer Universität flankiert. Diese Angebote sollen Sie als Lehrperson dabei unterstützen Virtual Exchange in Ihrer Lehre umzusetzen.
Beratung: auch außerhalb der Fortbildungsveranstaltungen beraten wir Sie gerne zur Planung und Umsetzung eines Virtual Exchange in Ihrer Lehrveranstaltung. Schreiben Sie uns!

Lehreladen-Beitrag (deutsch) zu Virtual Exchange
Titelbild: © RUB, Marquard
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Astrid Tan
Dr. Astrid Tan koordiniert die hochschuldidaktische Arbeitsgruppe für die European University of Cities in Post-Industrial Transition - UNIC.

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